Freunde der Re 6/6
Präsident:
Bruno Lämmli
president@re620.ch
 
Kassier:
Markus Reichenbach
info@re620.ch
 
 
Web-Administrator
 

Bericht zum Umbau der Re 6/6 11602

von Fritz-Peter Meyer

Gedanken vor dem Umbau

Wer sich an den Umbau einer Prototyp-Lokomotive mit geteiltem Kasten wagt muss sich zu Beginn folgende Überlegungen machen:
- welche Version soll entstehen, d.h. rot, grün, runde oder eckige Lampen
- soll der Kasten nach dem Umbau in der Vertikalen beweglich sein oder nicht
- muss es ein Metallmodell sein oder kann ich mich mit einem Kunststoffmodell anfreunden.
Die Beantwortung dieser Fragen gibt dann den Hinweis welches Modell als Basisfahrzeug dienen kann.

Für den folgenden Umbau stand folgendes fest:
- die Bewegung in der Vertikalen beträgt im Modell ca. 0,3mm . Diese ist kaum sichtbar. Somit kann auf die Beweglichkeit verzichtet werden.
- Es sollte eine rote Lokomotive mit eckigen Scheinwerfern entstehen
- Kunststoff ist mit meinen bescheidenen Mitteln einfacher zu bearbeiten

Als Basismodell wählte ich daher ein Modell von Roco, das ich an einer Börse günstig erstehen konnte. Die Version der ersten Cargo-Ausführung hat den Vorteil, dass auf der Seite keine erhabenen Anschriften und Wappen zu entfernen waren. Nur für das stirnseitige Schweizerwappen musste (nachträglich) eine Vertiefung angebracht werden. Wer dies nicht will besorgt sich ein normales Modell der endsprechenden Ausführung und schleift das seitliche Wappen und die Beschriftung ab.
Folgende Teile mussten zusätzlich noch beschafft werden:
- Beschriftung und Wappen für die Re 6/6 11602 in rot von HRF
- Dachaufbauten, Fenstersatz der Serien Re 6/6, Scheibenwischer und Stirnwappen von HAG
- Dachrandlüfter von Roco
- Messing-U-Profil und diverse Kunststoffplatten von Evergreen. (z.B. bei Feather Products in Zürich erhältlich)

Vor dem Umbau empfiehlt sich das Studium von verschiedenen Unterlagen, z. B. das Sonderheft LOKI – spezial Re 6/6. oder des „Werksbericht der SLM aus dem Jahre 1974“ (siehe Rubrik Vorbild auf dieser Website) und ev. das Anfertigen von eigenen Fotos.

Zerlegung des Basismodells

Der Lokkasten wir vom Fahrgestell getrennt, alle eingesteckten Teile innen und aussen demontiert und beiseite gelegt
Bei der Durchsicht verschiedener Unterlagen und Typenskizzen ist mir aufgefallen, dass im Bezug auf die Trennstelle die Zeichnung im Typenheft der SBB nicht der Wirklichkeit entspricht. Auch im LOKI-spezial ist diese Typenskizze abgedruckt. Korrekt ist diejenige im oben genannten Bericht der SLM. Anhand dieser Typenskizze erfolgt als nächstes das Anzeichnen der oberen, höher liegenden Kante der Seitenfenster und der Trennstelle mit einer Reissnadel.


Bild: Der demontierte Kasten


Bearbeiten des Lokkasten:

In die Seitenfenster werden unten 3mm breite Kunststoffstreifen eingeklebt. Der untere Einzug des Kasten wir mit einem Kunststoffstreifen auf der ganzen Länge aufgefüllt. Der Kasten der Prototypen ist im Vergleich zur Serie unten auf der ganzen Länge gerade.
Die alten Sandeinfülldeckel und die Kastenabstützung muss abgefeilt werden. Ebenso die Rückspiegel. Dort muss zusätzlich noch gespachtelt werden.
Mit einer feinen Laubsäge wird nun der Kasten auseinander geschnitten. Hilfreich ist dabei ein Stahlanschlagwinkel. An diesem entlang wird genau senkrecht der Schnitt ausgeführt. Die Stelle um das Gelenk muss äusserst sorgfältig bearbeitet werden.
Auf einer kleinen Fräsmaschine müssen nun die Seitenfenster nach oben ausgefräst werden. Wer keine Fräsmaschine zur Verfügung hat, muss diese Arbeit mit einer Nadelfeile ausführen. Als Innenmass dienen die Fenster von HAG. Der Fensterrahmen ist am Fenster angegossen und schliesst später den Ausschnitt sauber ab.


Bild: Der Kasten ist getrennt, die Fenster ausgefräst und der Kasten nach unten verlängert, resp. aufgefüllt


Bild: Mit Hartholzleisten und Teppichklebeband wird der Kasten auf dem Frästisch fixiert

Es folgen nun die Ausschnitte für die neu pro Seite sechs Kastenabstützungen. Die Dachrundung muss für die neue Anordnung der Lüfter ausgefräst werden. Dies geht am besten mit einem Bohrzwerg oder einer kleinen Frässpindel, z.B. von Proxon. Anschliessend werden die vier Füllstücke der Dachrundung in der Kastenmitte eingesetzt. Aus Kunststoffstreifen wird die Lücke der Trennstelle aufgefüllt. Da ich bei meinem Modell, wie eingangs erwähnt, auf die Beweglichkeit des Kastens verzichtete, konnte mit diesen Streifen auch die beiden Hälften wieder fest verbunden werden. Aus 0,3mm dicken Kunststoffstreifen werden die neuen Sandeinfülldeckel aufgeklebt. Aus Messing-U-Profil entstehen die sechs Ösen der Kastenabstützung. Diese werden mit Sekundenkleber in die vorbereiteten Schlitze eingefügt. Die Drehpunktabdeckungen entstehen aus gerundeten Enden von Kunststoffstäbchen. Für die Positionierung der neuen Dachaufbauten, sie stammen vom HAG-Modell der Prototyp-Re 6/6, müssen im Dach vier neue Löcher gebohrt werden. Die Öffnungen der alten Aufbauten werden mit Kunststoffstreifen geschlossen. Wen es stört, dass diese Aufbauten etwas zu breit sind, kann aus den demontierten Aufbauten passende neue zusammenschneiden.


Bild: Alle Änderungen sind ausgeführt

Je nach verwendetem Basismodell muss auch die Vertiefung für das Schweizerwappen in der Stirnfront erstellt werden. Ich unterliess dies, weil ich dachte das endsprechende Teil von HRF verwenden zu können. Dieses Schweizerkreuz hat aber keinen Rahmen. Es eignet sich deshalb nicht für die vorgesehene Anwendung. Zur Anwendung kam dann das Wappen von HAG.
Nun wird der Kasten ein erstes Mal grundiert. Vorgängig wird der Dachbereich abgedeckt. Ich verwende einen schnelltrocknenden Spray mit Filler.

Nach mehrmaligem schleifen/spachteln/schleifen ist das Modell bereit für den ersten feinen Überzug mit der gewählten Farbe. Das rot entspricht RAL 3000 und ist wie das helle Silber der inneren Fläche des Daches mit Spraydosen von Tamiya aufgetragen. Das Dach und die Schürze ist in Umbragrau gespritzt. Diese Farbe auf Wasserbasis stammt von Born.


Bild: Der Kasten ist fertig gespritzt


Nun werden die Dachrandlüfter eingepasst. Die vier inneren müssen aus je zwei Lüftern zusammengesetzt werden. Daher muss man von Roco zusätzliche Teile besorgen.
Bis das Modell fertig ist folgen viele Kleinarbeiten. Der Kasten wird wieder mit allen Innereien komplettiert. Viel Zeit benötigt das Einpassen der Frontfenster von HAG. Obschon diese um ca. 0,5mm grösser sind als die Originalfenster von Roco wählte ich die HAG-Teile. Der Grund ist, dass der Fensterrahmen bei diesen am Fenster angegossen ist und farblich nicht auf der Gravur der Front nachgezogen werden muss. Eine passende Chromfarbe gibt es nicht und Versuche mit einer Folie gerieten nicht nach Wunsch. Die Eck- und seitlichen Führerstandsfenster sind vom Basismodell. Die weisse Zierlinie entsteht aus einer hauchdünnen, selbstklebenden Folie. Es folgt die Montage der Dachaufbauten und Stromabnehmer. Zum Schluss werden die Isolatoren gesetzt und die Dachleitungen neu verlegt.
Was nun noch fehlt ist die Beschriftung. Nach Angaben von HRF werden die Buchstaben, Schilder und Wappen mit Zweikomponentenklebstoff, der mit einer Nadelspitze aufgetragen wird, fixiert. Das selbe gilt für das Frontwappen.
Zu guter letzt werden wahlweise einseitig die Pufferbohle komplettiert und die Scheibenwischer von HAG montiert.


Bild: Das fertige Modell, bereit zur Probefahrt

Fazit:

Mit einem vertretbaren Aufwand erhält man ein schönes Modell der Prototyp-Re 6/6 mit geteiltem Kasten. Es mussten nur vereinzelt auf Kompromisse eingegangen werden. So z.B. auf der Stirnfront das Mass Fensterunterkante – Handlauf und die Breite der Dachaufbauten. Für diesen Umbau braucht es, mindestens in der vorgestellten Ausführung in Kunststoff, keine grosse Werkstatt. Grundkenntnisse im Modellbau sind aber von Vorteil. Auch die Kosten halten sich in Grenzen.


Bild: Das Basismodell und das umgebaute Modell mit den typischen HAG-Festern am Roco-Modell



Bild:
Das Basismodell und das umgebaute Modell. Das Wappen der Cargo-Lok ist ein geätztes Teil,
original Roco und kann wahlweise montier werden.
Gut sichtbar sind die unterschiedlichen Dachaufbauten und Dachrandlüfter.


Bild:
Die 11601 entstand aus einem HAG-Modell (Teilesatz aus dem Nachlass von M. Baumann)
Bei dieser Gegenüberstellung fällt die fehlende weisse Zierlinie auf der Stirnfront des
HAG-Modells auf. Diese ist durch die Konstruktion des Modells bei HAG nicht vorhanden.


Bild:
Das Modell der 11602 von HAG aus der alten Produktion im vergleich mit dem Umbau.
Beim HAG-Modell wurde die Trennstelle farblich nachbehandelt.


Bild:
Basismodell von Roco, 11602 Basis Roco, 11601 Basis HAG